Gespräch zwischen
Priv.-Doz. Dr. Ingo Elbe (Universität Oldenburg) und
Priv.-Doz. Dr. Karin Schnebel (Universität Passau, Vorsitzende GIM)
Derzeit wird dem Judentum, der Shoa oder dem Zionismus vielfach „Kolonialismus“ vorgeworfen. Unverständlich erscheinen in diesem Zusammenhang beispielsweise die Angriffe auf den schwarzen CDU-Politiker Joe Chialo. Nun sind es die gleichen gesellschaftlichen Gruppen, die bisweilen Antisemitismus leugnen, den Holocaust relativieren und Israel dämonisieren. Dahinter steckt ein Antisemitismus, der meist von linker, islamischer oder arabischer Seite vertreten wird. Antirassismus wird hierbei zum treibenden Element. Ziel ist es, die Macht des Westens zu reduzieren und Kulturen wieder zu ihrem eigenen Kern zurückzuführen. Es gilt das Singuläre in den Kulturen zu fördern, in der Annahme, dass die Welt zu mehr Gerechtigkeit gelange. Die eigene (westliche) Kultur wird negiert, da diese per se imperialistisch sei. „Cancel Culture“ gehört daher zur Voraussetzung einer wirklichen Dekolonialisierung. Kann auf diese Weise das Verständnis für andere Kulturen gewährleistet werden, was doch eine Voraussetzung für Pluralismus und Vielfalt ist? Welche Folgen hat dieser Schritt zurück zum „eigenen“ für eine Demokratie?